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Alle Mädchen in die Schule

Ehe wir ein neues Projekt beginnen, unterzeichnen wir einen Vertrag mit der jeweiligen Dorfbevölkerung, in dem versprochen wird, dass nach Fertigstellung der neuen Gebäude vermehrt Mädchen zur Schule geschickt werden. Um dieser Idee mehr Gewicht zu geben, hat uns das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nahe gelegt, eine Kampagne aufzunehmen, mit dem Ziel noch mehr Mädchen in die Klassenräume zu holen. Dieser Aufforderung folgeleistend haben wir von einem jungen Künstler ein Plakat entwerfen lassen, das im Rahmen der visuellen Kommunikation unser Anliegen ausdrückt.
 

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Patrick Rieve

 
Dieses Poster haben wir November 2012 in den Dörfern des Einzuggebietes unserer Schulprojekte 2012 ausgehängt. Kurze Zeit später mussten wir feststellen, dass alle Plakate verschwunden waren. Als wir nachfragten, wurde uns erzählt, dass es vielen Leuten so gut gefallen habe und sie es mit nach Hause genommen hätten!

Für den Schulbeginn im Oktober 2013 haben wir im September eine weitere Aktion geplant. Eine beninische Musikgruppe hat ein Lied komponiert, in dem die Eltern gebeten werden, ihre Töchter in die Schule zu schicken. Außerdem haben wir T-Shirts mit einer vereinfachten Version unseres Plakates drucken lassen. Mit einer Theatergruppe, unserem Lied und den T-Shirts planen wir Dorfgemeinden zu besuchen und den Eltern die enorme Wichtigkeit zu erklären, warum die Mädchen von heute zur Schule geschickt werden sollen und welche Rolle das für die Entwicklung eines Landes wie Benin spielt.




 

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Für diese Aktion brauchen wir noch dringend finanzielle Unterstützung!

“Platzierte Kinder in die Schule”
in Zopah 2015

 

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Seit Alters her gibt es in Benin und anderen afrikanischen Ländern das System der “Vidomegon”, der “platzierten Kinder”. So wie in Europa die Bande zwischen zwei Ländern durch Heiraten verstärkt wurden, so geschah es in Benin zwischen Familienclans durch den Austausch von Kindern, da Kinder das wertvollste einer Familie darstellen. Durch diesen Austausch wurden Friede und Harmonie in den Regionen gesichert. Die Vidomegon genaßen besondere Rechte und Bevorzugungen. Eine Mißhandlung eines Vidomegon wäre als Kriegserklärung verstanden worden.

In späteren Jahren hatten viele Familien auf dem Lande nicht die Möglichkeit, ihre Kinder in die Schule zu schicken, da es die Schulen in erster Linie in den Städten und größeren Siedlungen gab. So bat man Familienmitglieder oder Freunde, einige Kinder aufzunehmen, damit sie die Schule besuchen konnten. Die ländlichen Familien schickten natürlich ihre inteligentesten Kinder in die Stadt, damit der Erfolg gesichert war. Die Gastfamilien ihrerseits erwarteten in der Zukunft von den Vidomegon, dass sie als Gegenleistung Kinder der Gastfamilien aufnehmen würden, wenn sie einen guten Posten und ein gesichertes Leben erlangt hätten. So wußten die Gastfamilien so wie die Vidomegon sehr genau, wie die Regeln untereinander waren. Die Idee, dass man ein Vidomegon mißhandeln könnte, kam gar nicht erst auf. Viele bekannte Persönlichkeiten Afrikas haben als Vidomegon die Schule besucht.

Die große Veränderung im Leben der Vidomegon trat mit der Gier nach Geld ein. Heute verkaufen vielfach die kinderreichen Eltern auf dem Lande ihre Kinder an Städter. Die Leute in den Städten oder in der Nähe der Städte haben sich dem europäischen Leben angepaßt. Vater und Mutter gehen arbeiten, die Kinder gehen in die Schule. Die Frage, wer die Hausarbeit erledigen würde, ohne dass die Familie viel Geld dafür bezahlen muß, ist schnell durch den Kauf oder die Aufnahme eines ländlichen Kindes geregelt. Daher sind heute die meisten Vidomegon Mädchen. Sie kommen schon in sehr jungen Jahren in die Gastfamilien. Viele sind gerade erst einmal 5 Jahre alt. Unterernährt wie sie sind, tragen sie die proppen Babies der Gastfamilien auf dem Rücken, waschen die Wäsche, reinigen das Haus, holen Wasser und kochen das Essen. Viele Vidomegon tragen auch Waren der Gastfamilien auf dem Kopf durch die Straßen und bieten sie zum Verkauf an. Als Belohnung für ihre Arbeit erhalten die Vidomegon die Reste des Essens als Nahrung, Fisch erhalten sie so gut wie nie. Wenn etwas kaputt geht oder wenn es beim Verkauf zu einem Verlust kommt, werden sie dafür geschlagen. Oft schlafen die Vidomegon in der Küche oder einem Lagerraum. An Schulbesuch wird nur selten gedacht. Das Leid der Vidomegon ist vielfältig.

Es muß aber auch erwähnt werden, dass es auch heute noch Leute mit einem großzügigen Herzen gibt, die ein “platziertes Kind” aufnehmen und wie ein eigenes Kind behandeln. Doch unsere Aktion richtete sich gegen die Ausbeutung der “platzierten Kinder”, die bedeutend häufiger ist.

1. Formation
24. November 2015

Wir haben uns mit der Direktorin der Grundschule von Zopah besprochen, wie wir das Projekt anpacken sollten. Da sie bereits seit einigen Jahren dafür kämpft, dass die Vidomegon, die in der Region leben, in die Schule geschickt werden, verfügt sie über einen großen Erfahrungsschatz. Sie schlug vor, dass wir mit allen Schülern der vierten, fünften und sechsten Klasse arbeiten würden.

Am Tag der 1. Formation waren die Kinder, der Dorfrat und das Büro des Elternbeirates anwesend. Auf die Frage, was ein Vidomegon sei, wurden die Leiden dieser Kinder detailiert beschrieben. Die Schüler waren ebenso gut über die Rechte von Kinder informiert. Wir waren sehr beeindruckt. Als wir den Gründen für die Platzierung von Kindern nachforschten, kam immer wieder das Argument des Geldes. “Aber wir Kinder sind doch wichtiger als Geld!” brachten die Schüler ihre Meinung zum Ausdruck.

Wir schlossen die erste Formation mit der Bitte, dass sich die Kinder wie die Erwachsenen überlegen, was man tun könnte, um auf das Leid der Vidomegon aufmerksam zu machen.
 

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2. Formation
25. November 2015

Wir wiederholten kurz, was wir bei der 1. Formation festgehalten hatten. Danch begannen die Überlegungen, was man tun könnte. Die Kinder schlugen vor, Poster zu malen. Die Erwachsenen wollten eine Bittschrift verfassen, die an die Haushalte von Zopah verteilt werden sollten. Die Kinder schlugen auch vor, die Familien zu besuchen, von denen sie wußten, dass dort ein “platziertes Kind” wohnte. Die Erwachsenen erklärten sich bereit, die Kinder zu begleiten. Es wurde diskutiert, wie die Kinder ihr Anliegen vortragen sollten. Zum Schluß besprachen wir noch, was wir als Information von den “platzierten Kindern” bräuchten. Zum Abschluß bekamen die Kinder Hefte und Kugelschreiber, damit sie diese Informationen aufschreiben konnten.

3. Formation
30. November 2015

Die Kinder hatten fleißig gearbeitet. Gemeinsam übertrugen wir die gesammelten Informationen in eine Tabelle, die wir für die Auswertung dem Formationsleiter überreichten. Die Kinder hatten auch die Poster gemalt. In den folgenden Tagen wurden die Poster kopiert und eingeschweißt, damit sie in ganz Zopah aufgehängt werden können. Wir verteilten an die Teilnehmer der Formationen unsere T-shirts. Die Kinder waren so stolz darauf.
 

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Sensibilisierungsfest
12. Dezember 2015

Es waren viele Leute der Region gekommen. Nach den Begrüßungsreden erklärte der Sensibilisierungsleiter den Gästen der Sensibilisierung unser Anliegen. Die Theatergruppe von “Vie et Culture” stellten das Thema sehr eindringlich dar. Sie hatte dazu die Aussagen der Schüler aus den vorhergehenden Formationen aufgenommen. Viele Zuschauer sagten, dass sie beim Betrachten des Theaterstücks eine Gänsehaut bekommen hätten. Es wurde das Thema in vielen Facetten diskutiert. Unsere Schüler hatten sich Fragen für die Zuschauer überlegt, die sie vortrugen. Sie nahmen dann auch zu den Antworten der Zuschauer Stellung. Die wichtigste Entscheidung war, dass die Gäste der Sensibilisierung sich dazu berufen fühlten, ab diesem Tag die Mißhandlung von Vidomegon anzuprangern, wenn sie Zeugen davon würden. Einige der Zuschauer waren so beeindruckt, dass sie baten, dass eine ähnliche Sensibilisierung auch in ihren Regionen gemacht werden sollte, da auch sie das Problem der Vidomegon hätten. Selbst die Fernsehsender blieben bis zum Schluß und strahlten bereits am späteren Nachmittag des gleichen Tages ihre Aufnahmen aus.

Als wir unsere Aktion beendeten, hatten wir alle ein gutes Gefühl: Wir, weil unsere Nachricht angekommen war; die Schüler fühlten sich als wichtiger Teil der ganzen Aktion und waren bereit alles für ihre Kameraden zu geben; die Erwachsenen fühlten sich von der Sache selbst und von den Kindern in die Verantwortung genommen. Der Wunsch, das System der Vidomegon in die alte positive Bedeutung und Art und Weise zurückzuführen, war allgegenwärtig.
 

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“Alle Mädchen in die Schule”
2015 in Kansounkpa

Diese Sensibilisierungsaktion war auf das Gymnasium von Kansounkpa gerichtet. In Grundschulen haben wir in erster Linie das Problem, dass die Eltern ihre Töchter nicht in die Schule schicken. Auf dem Niveau eines Gymnasiums sind es meist die Jugendlichen selbst, die nicht mehr zur Schule gehen wollen. Das schnelle Geld, um Einheiten für das Handy, Haarverlängerungen, modische Kleidung, Make-up kaufen zu können, veranlaßt die Jugendlichen, die Schulbank zu verlassen und in einen handwerklichen Beruf einzuschwenken.

1. Formation
12.August 2015

Wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen, sind die Ohren der Jugendlichen in Richtung Eltern oder anderer Erwachsenen taub. So haben wir Schüler des Gymnasiums ausgesucht, die wir mit unseren Argumenten für eine Schulbildung impfen wollten. Wir, Mitglieder des Vereins “Ecole de la Solidarité", Mitglieder des Dorfrates, Schüler, Lehrer und Eltern, haben uns beim ersten Treffen darüber unterhalten, was die Gründe für das Verlassen der Schule sind. Den Schülern muß hier ein besonderes Lob ausgesprochen werden, denn sie haben die Gründe ohne Scheu und Zurückhaltung klar benannt. Für die Eltern und die Schule aber auch für die Schüler selbst war dieses Treffen, wie das Öffnen einer Tür. Sorgen, Scham und Zweifel, die im Herzen gehegt wurden, durften artikuliert werden. Die Eltern konnten junge Leute im Alter der eigenen Kinder befragen und erhielten offene Antworten. Durch die Distanz, da es ja nicht die eigenen Kinder waren, blieb das Gespräch ohne starke Emotionen. Am Ende des Treffens faßte der Formationsleiter noch einmal alle Punkte zusammen und bat die Teilnehmer, sich bis zum nächsten Termin eine Woche später Lösungen zu überlegen.
 

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2. Formation
19. August 2015

Bei unserem zweiten Treffen waren alle Teilnehmer der ersten Formation vollständig anwesend. Sie waren gut vorbereitet, hatten sich Möglichkeiten überlegt, wie die Probleme den entsprechenden Jugendlichen, die die Schule verlassen wollen, gegenüber diskutiert werden könnten. Der Formationsleiter erklärte das System der Einflußnahme durch gleichaltrige Jugndliche. Den anwesenden Schülern wurde mitgeteilt, was man von ihnen erwartete. Da sich die Schüler untereinander besser kennen, baten wir unser Team an Schülern, aufmerksam zuzuhören, wenn andere Schüler vom Verlassen der Schule sprechen. Wir trainierten sie in Techniken, wie sie sich in solche Gespräche einmischen könnten und den anderen Schülern Gründe nennen könnten, warum sie doch lieber weiter zur Schule gehen sollten. Auch an Jugendliche, die schon ein oder zwei Jahre lang die Schule verlassen haben, wurde gedacht und überlegt, wie man sie in die Klassenräume zurückholen könnte. Die Direktorin und die Lehrer des Gymnasiums von Kansounkpa zeigten sich bereit, auch Rückkehrern die Möglichkeit zu geben, sich wieder in die Klassen zu integrieren. Am Ende der Formation waren alle Teilnehmer zufrieden. Der Formationsleiter hat die Diskussionen gut geführt. Wir verteilten an die teilnehmenden Schüler T-shirts und baten sie, diese T-shirts beim Sensibilisierungsfest am 2. September anzuziehen.
 

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Sensibilisierungsfest
2. September 2015

Am 2. September war der Platz vor dem Schulgebäude des Gymnasiums von Kansounkpa gut besucht. Eltern, Schüler, Jugendliche, Frauen und Männer des Dorfes, der Dorfrat, Mitglieder des Elternbeirates und des Vereins “Ecole de la Solidarité” so wie der Musikgruppe “Vie et Culture” waren zahlreich erschienen. Um 11 Uhr begannen wir das Fest mit einem Theaterstück, das den Schulbesuch von Mädchen im Besonderen thematisierte. Die Zuschauer ließen sich davon einfangen und teilten ihre Empfindungen zu dem Theaterstück anschließend freizügig mit einander. Es wurde darüber gesprochen, wie wichtig die Schulausbildung für alle Kinder sei und dass die Eltern eine aktivere Rolle auf diesem gebiet spielen sollten. Viele Kinder sagten, dass sie mit dem Schulbesuch alleingelassen würden, kein Frühstück und keine Hefte bekämen, sich die Eltern auch gar nicht dafür interessieren würden, was in der Schule passierte. Die Eltern räumten ein, dass sie der Schulbesuch der Kinder in vieler Hinsicht überfordere, da sie selbst nicht in der Schule gegangen waren. Es wurden Lösungen gefunden, um den Kindern den Schulbesuch zu erleichtern. Die Kinder ihrerseits versprachen mit den vielen schicken Kleinigkeiten zu warten und sich erst einmal für das Leben vorzubereiten. So kann man sagen, dass unsere Aktion erfolgreich war. Es ist nun abzuwarten, ob alle Schüler bis zum Schuljahrsende dem Unterricht folgen werden. Wir haben zum Schluß den Bau von acht neuen Klassenräumen angekündigt. Die Kinder, die bisher in 4 Klassenräume eingepfercht sind, haben unsere Ankündigung bejubelt.
 

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Bericht zu dem Projekt:
Alle Mädchen in die Schule
2015

Dieses Jahr warteten die Leute von Sahoro bereits auf unsere Sensibilisierungsaktion. Sie meldeten sich mehrmals bei unserem beninischen Verein “Ecole de la Solidarité”. Am 8. September setzten wir das Sensibilisierungsfest an. Als wir in Sahoro Djedje ankamen, waren die Leute von Sahoro bereits damit beschäftigt, alles für die Aktion vorzubereiten. Sie waren von der Bedeutung unserer Aktion überzeugt und hatten alle Leute der Region benachrichtigt, die im vergangenen Jahr nicht teilgenommen hatten. Um 11 Uhr waren auch die Musik- und die Theatergruppe mit dem eigenen Verbereitungen fertig. Die Sensibilisierung konnte beginnen.

Als erstes haben die Dorfvorsteher, die Direktoren der verschiedenen Schulen der Region und auch der stellvertretende Vorsitzende der “Ecole de la Solidarité” Begrüßungsreden gehalten. Dann wurde die Bevölkerung eingeladen, dem Theaterstück zu folgen, in dem viele Fragen zur Einschulung von Mädchen dargestellt wurden. Dazu gab es anschließend eine Debatte, an der viele Frauen teilnahmen. Die Frauen artikulierten ihre Probleme, dass die Väter dem Schulbesuch der Mädchen wenig Bedeutung beimessen. Die Väter ihrerseits erzählten, dass sie einfach nicht das Geld hätten, Mädchen in die Schule zu schicken. Die Frauen erwiderten, dass kein Schulgeld bezahlt werden müsse. Die Väter meinten, dass Kleidung, Hefte und Kugelschreiber teuer genug wären. Die Frauen meinten darauf, dass einige Gläser weniger Sodabi (Palmschnaps) das Geldproblem lösen und den Mädchen den Schulbesuch ermöglichen würde. Die Diskussion war sehr offen und höflich geführt. Jede Beteiligung wurde durch ein T-shirt, eine VCD und ein Plakat belohnt. Die bereits berühmte Musikgruppe “Vie et Culture” hat immer wieder unser Lied “Alle Mädchen in die Schule” eingeschoben.

Am Ende des Festes versprachen wir, dass wir am 20. Oktober mit Schultaschen für die ersten 100 eingeschrieben Mädchen wieder nach Sahoro kommen würden.
 

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Verteilung der Schultaschen


Am 20. Oktober haben wir unser Versprechen eingelöst und sind beladen mit Schultaschen nach Sahoro gefahren. Die Eltern und Kinder waren alle schon anwesend. Bereits der erste Blick sagte uns, dass sehr viel mehr Mädchen gekommen sind als im vergangenen Jahr.

Der Vertreter des Ortsvorsteher begrüßte alle Anwesenden. Der Direktor der Schule bat darum, dass diese Aktion über viele Jahre hinaus aufrecht erhalten würde. Es wurde kurz darüber gesprochen, dass manche Eltern ihre Kinder nur zu Beginn des Schuljahres zur Schule schicken würden. Nachdem sie die Schultaschen erhalten haben, blieben die Kinder zu Hause. Gemeinsam wurde eine Lösung zu diesem Problem gefunden. Lehrer wie Eltern erklärten sich bereit, Eltern, die so etwas machten, anzusprechen und öffentlich zu warnen.
Mit dieser Entscheidung begannen wir mit der Verteilung der Schultaschen.
 

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Bericht zu dem Projekt:
Alle Mädchen in die Schule
2014

Nach meiner Rückkehr in die Republik Benin haben wir mit der Musikgruppe “Vie et Culture” unser Lied ausgearbeitet und schließlich mit einem Videoclip auf einen Tonträger aufgenommen. Das Lied haben wir anschließend den verschiedenen Fernsehsendern angeboten. Seither wird es von allen Sendern ausgestrahlt.

Mitte September war ein zweitägiger Workshop mit den Dorfgemeinden im Umkreis von Sahoro geplant. Dazu haben wir alle Direktoren der umliegenden Grundschulen, den Ältestenrat jedes Dorfes, religiöse Führer der Region, Mitglieder des Elternbeirates und Schüler der 6. Klasse eingeladen. Obwohl der Workshop während der Ferienzeit abgehalten wurde, kamen mehr Leute dazu als wir erwartet hatten. Neben den 6 Grundschulen der Region kamen Teilnehmer von weiteren 4 Grundschulen. Lehrer und Direktoren teilten uns mit, dass sie seit langem dieses Thema hatten anschneiden wollen, doch habe ihnen das Geld dafür gefehlt. Unsere Mitarbeiter waren mit dem Problem konfrontiert, wie alle 250 Teilnehmer zu Mittag verköstigt werden könnten, da die Planung nur 120 Teilnehmervorgesehen hatte. Schließlich haben sie alle in den Dörfern übernachtet und haben ihr Übernachtungsgeld für die Verpflegung der Teilnehmer verwendet.

(Das Problem war und ist, dass die Region von Sahoro vom Oro-Kult geprägt ist. Die Oro -Maske darf von keiner Frau gesehen werden. Deshalb bleiben alle Frauen, selbst die kleinsten Mädchen, während einer Oro-Festivität zu Hause eingesperrt. Sollte eine Frau auf der Straße überrascht werden, wird sie ohne Zögern getötet. Männer, die dem Kult nicht angehören, haben die Wahl, dem Kult beizutreten. Oro kennt keine Familien- oder Freundschaftsbande. Der Kult ist besonders im August und September aktiv. Da jedoch der Schuljahrsbeginn Anfang Oktober ist, hatten wir keine Wahl, als unser Programm im September abzuhalten. Unsere Mitarbeiter hatten schlichtweg Angst und wollten die Nacht in der Stadt verbringen. So hatten wir für alle ein Übernachtungsgeld eingeplant.)
 

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In diesem Workshop wurde mit den Teilnehmern erarbeitet, was die Gründe dafür sind, dass so wenige Mädchen zur Schule geschickt werden. Erwachsene wie Kinder nahmen sehr aktiv an den Gesprächen und Arbeitgruppen teil. Was bei den Arbeitskreisen herausgearbeitet wurde, brachten unsere Mitarbeiter nach Hause. Diese Themen wurden in einem nächsten Schritt der Theatergruppe weitergereicht, die diese Themen dann verarbeitet und mehrere Theaterstücke dazu entworfen hat.
 

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Am 25. September fand schließlich das große Sensibilisierungsfest statt. Lokale Fernseh- und Radiosender waren seit dem frühen Morgen vor Ort. Große Zelte mit Bestuhlung und Die Lautsprecheranlage wurden aufgebaut. Wir hatten auch eine große Leinwand, auf die wir unser Lied “Alle Mädchen in die Schule” projezieren konnten. Das Fest begann mit viel Musik. Die Leute strömten aus den Dörfern herbei. Es wurden Reden zu unserem Anliegen gehalten. Es meldeten sich Frauen, Männer und sogar Kinder zu Wort. In alle Öffentlichkeit und gegenseitigem Einvernehmen wurde das Thema diskutiert. Die Theatergruppe sorgte dafür, dass die leichte Atmosphäre während des Tages erhalten blieb und Fronten aufgeweicht wurden. Zu Ende der Veranstaltung kündigten unsere Mitarbeiter an, dass die ersten 100 Mädchen der Region, die eingeschrieben würden, von unserem Verein eine Schultasche mit Inhalt und ein T-Shirt erhielten. Diese Ankündigung wurde mit viel Applaus zur Kenntnis genommen.

Anfang Oktober sind unsere Mitarbeiter mehrfach nach Sahoro gefahren, um die Einschreibung der Mädchen zu kontrollieren. Am 6. November erhielten die 100 zuerst eingeschriebenen Mädchen ihre Schultaschen und Hemdchen. Sie wurden von ihren Müttern aber auch von vielen Vätern begleitet. Kinder wie Eltern waren sehr stolz, da die verteilten T-Shirts und Schultaschen bewiesen, dass sie die fortschrittlichen Eltern der Region sind.
 

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Wir danken allen, die uns bei diesem Projekt begleitet haben. Wir danken Frau Elke Wolff vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die den Gedanken zu diesem Projekt ausgesprochen hatte. Wir danken der Fürsorge- und Bildungsstiftung, die uns finanziell sehr großzügig unterstützt und damit das Projekt erst möglich gemacht hat. Wir danken dem Nipponkoa Omoiyari Club für die finanzielle Unterstützung, mit der wir die Schultaschen kaufen konnten. Wir danken auch allen Mitarbeitern und Mitgliedern unseres Partnervereins “Ecole de la Solidarité” für die professionelle Realisierung und Betreuung des Projektes.

Astrid Toda
 

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